Uta Reinhardt: Symbolisches?

Uta Reinhardt: "Parade", Öl/Mischtechnik auf Leinwand, 180x190, 2016

Symbolik - Erzählung - Interpretation? Das Handwerk des Malers vollzieht sich in der Farbe, daran hält Uta Reinhardt unerschütterlich fest. Der Betrachter darf sich seinen eigenen Reim machen, aber er sollte immer von der Stofflichkeit des Bildes ausgehen.

Aber zieht Reinhardts Bild "Parade" (2016) (=> Bild im Originalformat) die Interpretation nicht an, wie ein Magnet das Eisen? Eine fantastische Szenerie, wie aus einem Märchen, wird aufgespannt: zwei grosse Figuren, aus der optischen Mitte jeweils nach links und rechts gerückt: die eine schreitend - oder schwebend? - umgebend von springenden Affen, im Gefolge der gestiefelte Kater...

Ätherisch die schreitende Figur. Spontan will man eine Frau gesehen haben, aber der Körper - wie die Leiber der springenden Affen übrigens nicht gemalt, sondern ausgesparte, konturierte Grundierung - ist geschlechtslos bemantelt; doch eine Kopfhaube ist angedeutet, darunter ein Haarputz. Ihre Haltung drückt die Gewohnheit aus, zu führen und zu befehlen. Der überproportional grosse Kater folgt denn auch dahinter in Ergebenheitspose: ein gebeugtes Knie unter dem Mantel vorschiebend; oder ist der Kater keiner, sondern ein Mensch, in der Verkleidung des Katers?

Reinhardts Einladung zur symbolischen Entzifferung animiert zu einer intensiven Wanderung ins Bild: in den altrosa, wolkig-nebulösen Hintergrund, auf die schwarze, halbhohe Wand? Abschrankung? Tafel? zu, auf der in fremder Schrift Unentzifferbares verzeichnet ist; die aber wiederum von einem Untergrund in derselben Farbgebung wie der Hintergrund abtrennt... Zur Überlagerung deutbarer - insofern ikonischer - Elemente kommt also eine räumliche Komplexität hinzu, vielleicht gar eine zeiträumliche: geometrisch geht dieser Raum nicht auf, ist nicht logisch; vielleicht müsste man ihn zeitlich lesen: der Kater kommt aus der Romantik, die schreitende Figur will man schon auf Renaissancebildern, vielleicht auch in flämischen Interieurs gesehen haben.

Die Bildstrategie führt ins Rätsel, sie löst es nicht auf. Sie setzt es der Malerei aus: Altrosa changierend, im harten Kontrast zum Schwarz - eigentlich nur diese beiden Farben, wenn auch in Abstufungen; rosa auch der Grund ohne Halt, verlaufend, eben Farbe - Bild, das sich als Bild zu erkennen gibt; Malerei, die sich behauptet: schau mir nach, beobachte mich!

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