Uta Reinhardt

Uta Reinhardt, Rehbock I, 2013, 29,7x42 cm, Monotypie auf Papier

Uta Reinhardt

Geboren 1966 in Bielefeld, lebt und arbeitet in Reichersbeuern (Bayern).

Uta Reinhardt vertritt eine Generation in der Malerei, die sich mit -ismen intensiv auseinandergesetzt hat, um sich inmitten einer Welt überbordender Realien wiederzufinden. Ihre Antwort darauf ist aber kein neuer Realismus, kein Aktualismus. Ihre Malerei plakatiert keine Botschaften, sondern spürt Boten und Vorboten auf. Vorboten erst schwer zu artikulierender Bedrohungen und Botschafter der Empfindung überhaupt. Wenn ihre Malerei ein Credo hat, dann ist es ihr entschiedenes: "Ich setze mich aus". Sie nutzt ihr breites Repertoire gezielt für die Erkundung dieses Ausgesetztseins und lässt daher Abstraktion als Schonhaltung nicht gelten. Nicht aus ästhetischen Motiven, sondern in der Konsequenz ihres Programms einer malerischen Wahrheit.

Reinhardt geht mit malerischen Mitteln der Frage nach, wie wir uns in unseren verschiedenen Naturen verstricken, wie wir zwischen den Polen der Idylle und der Entfremdung uns selbst verstehen. Lange bevor z. B. der Veganismus auf den öffentlichen Diskurs einwirkte, widmete sich Reinhardt in ihren künstlerischen Studien dem Auseinanderdriften der Lebenssphären zwischen Mensch und Tier. Nicht didaktisch, sondern durch reine Malerei. Der Titel «Neue Tiere» spielt mit dem Doppelsinn: Tiere sind im Werk präsent bis hin zum eindringlichen Portrait. Präsenz, die aus der intensiven malerischen Gestik entsteht, Malerei, die bis ins Fleisch dringt. Mit der Arbeit an der Farbe entwickelt Reinhardt das Spielfeld unserer Wahrnehmung: der Pinsel verwischt, transparent lasierte Ebenen führen überraschende Konstellationen herbei, gestisch eingesetzte Kreidetupfer setzen irritierende Kontraste. Reinhardt arbeitet im Gegenständlichen jenseits der Abbildungen. Sie schafft Zugänge zu intensiven Erinnerungen, sie legt "Kindheitsmuster" fantastischer und albtraumhafter Szenerien frei und konfrontiert sie mit Leerräumen: auf die Opulenz der Malerfürsten antwortet sie mit der Latenz der Empfindung. Sie lässt Figurationen sich bilden, bis sie durch suggestive Blick-Situationen fast aufdringlich werden, verspinnt sie dann oder löst sie auf, zerstreut sie und lässt sie wieder und wieder neue Konturen suchen.
Seit der nachdrücklichen Förderung ihrer Arbeit durch den bedeutenden Galeristen und Sammler Alfred Gunzenhauser finden die Werke der Künstlerin immer mehr den Zugang zu wichtigen deutschen und internationalen Sammlungen. Nicht zuletzt die Retrospektive im Merkur-Haus in München (2013) und die umfassende Monografie im Hirmer-Verlag zeigen Reinhardt als prägnante Vertreterin der Malerei ihrer Generation.